Geschichte


Gegen das Vergessen

Jüdisches Museum Franken

Um Schreckensbilder und Gräueldarstellungen ist es ihm nie gegangen. Fast 40 Jahre waren die Ereignisse vor allem in seiner Erinnerung präsent, bis sich der Künstler David Ludwig Bloch wieder mit dem Holocaust auseinandersetzen konnte. Mit dem künstlerisch formulierten moralischen Apell „Never again“ überschreibt er sein umfangreiches Werk an Holzschnitten und Acrylbildern gegen das Vergessen.

Selbst inhaftiert im KZ in Dachau, musste er Szenen miterleben, die sich tief in die Künstlerseele eingebrannt haben. Der Maler hatte großes Glück, nach vier Wochen konnte er nach Hause zurückkehren.

Am 25. März 1910 wurde David Ludwig Bloch in Floß in der Oberpfalz geboren. Er verlor seine Mutter kurz nach der Geburt, seinen Vater ein Jahr später, und noch als Kleinkind erkrankte er an Hirnhautentzündung und wurde gehörlos. Mit 15 Jahren begann seine künstlerische Ausbildung zum Porzellanmaler.

1934 ging er auf die Staatliche Akademie für Angewandte Kunst in München. Sein Schwerpunkt lag auf dem Holzschnitt, umfasste aber auch Zeichnung und Aquarell. Im gleichen Jahr nahm er an einer Ausstellung des jüdischen Kulturbundes Bayern teil, die auch in Fürth gastierte. Die Gründung dieser Kulturbünde war eine Reaktion auf die nationalsozialistische Judenpolitik, vor allem, um den kulturell ausgegrenzten jüdischen Künstlern ein neues Forum zu verschaffen.

1936 musste Bloch sein Studium unterbrechen, um sich in Straubing in einem Kaufhaus als Plakatmaler seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dort wurde er aber im Zuge der „Arisierung“, als das Kaufhaus an einen nichtjüdischen Besitzer ging, entlassen. Und als er an die Kunstakademie zurückkehren wollte, war selbst dort die Atmosphäre so stark antisemitisch geworden, dass man ihm das weitere Studium verbot.

1938 deportiert

Nach der Pogromnacht am 9./10. November 1938 wurde David Ludwig Bloch verhaftet und nach Dachau deportiert. Als Gehörloser war er besonders großer Gefahr ausgesetzt. Aber der unermüdliche, menschliche Einsatz von Mithäftlingen, die bei Zählungen für die Gehörlosen antworteten, rettete einige vor dem Tod.

Nach vier Wochen so genannter „Schutzhaft“ kehrte der Künstler nach München zurück. 1940 ermöglichte Blochs Bruder von Amerika aus seine Ausreise nach Shanghai, um ihn vor weiteren Verfolgungen zu schützen. Shanghai, Hafenstadt und kosmopolitische Metropole in Ostchina, verlangte damals kein Visum für die Einreise und war damals für viele europäische Juden der einzige Fluchtort der Welt, der noch ohne größere bürokratische Hindernisse für sie offen stand…………………………………..

Augen geöffnet

Fasziniert von Land und Menschen, die ihm „die Augen geöffnet“ haben, entfaltete Bloch während der Shanghaier Zeit eine derartige Produktivität, dass sein Aufstieg als Künstler nicht mehr aufzuhalten war. In liebevollen Details stellen seine Holzschnitte und Tuschezeichnungen Szenen des chinesischen Alltags dar, aber auch das soziale Elend der Bevölkerung.

Seine besondere Aufmerksamkeit galt den Rikschakulis, über die Egon Erwin Kisch in seiner 1933 erschienenen Reportage „China geheim“ bereits das schreibt, was Bloch in Bildern ausdrückt: „Fast täglich sieht man, dass Rikschas angefahren werden, und bei jedem Zusammenstoß steigt der Chauffeur vom Auto und verprügelt den Kuli……………………..

Eine Reise nach Deutschland, während der er – 36 Jahre nach seiner Inhaftierung – Dachau besuchte, gab den Anstoß dazu, seine Holocaust-Erinnerungen in Acrylbilder und Holzschnitten zu verarbeiten.

Bald verzeichnete er Ausstellungen in China, USA, Israel und Deutschland………….

Auszug, Fürther Nachrichten