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Aggression als Chance

Ist es der Tablettenkonsum, der Nikotin-, Alkohol- oder Drogengebrauch, sind es die chronischen Krankfeierer oder sind es gar Ärzte und andere Dienstleister im Gesundheitswesen, die uns zu der kaum mehr zu bewältigenden Kostenspirale für geforderte Gesundheitsleistungen geführt haben?

Dieser Frage muss man aber gleich die zweite nachschieben. Wer sind die, und wer sind wir? Dass es immer die anderen sind, dass ein Sündenbock her muss, und vor allem jemand, der das Allheilmittel kennt, diese Einstellung hat wohl nicht zuletzt zum derzeitigen Stand der Dinge geführt. Einer, der die brisante Thematik von der anderen Seite angeht, nämlich von der Suche nach den Ursachen und einer Forderung nach Eigenverantwortung, ist Rüdiger Dahlke, Humanmediziner, Arzt für Naturheilweisen, Psychotherapeut und Verfasser vieler Grundlagenwerke über psychosomatische Medizin.

Das gesamte Gesundheitswesen sei nicht mehr zu reformieren, man müsste es abschaffen und neu aufbauen, sagt Dahlke. Sein bekanntestes Werk „Krankheit als Weg“ hat nachweislich vielen Menschen geholfen, körperliche Leiden als Symptome von Lebensproblemen zu erkennen und dementsprechend ein neues Bewusstsein im Umgang mit sich selbst zu entwickeln.

Mit seinem Thema „Aggression als Chance“, zu dem es auch ein Buch gibt, trifft Dahlke einen Nerv der Zeit. Nach außen gerichtete Aggression ist in Form von Schreckensbildern täglich in allen Medien präsent. Wird sie jedoch nach innen gerichtet und aus dem Bewusstsein verdrängt, verlagert sich das Schlachtfeld in den Körper. So deutet Dahlke zum Beispiel Allergien als körperliche Formen von Aggressionen im seelischen Bereich.

Seine Intention ist es, zu verdeutlichen, dass, wenn man Aggressionen als Teil des Lebens akzeptiert und sie in sich zunächst einmal wertfrei, ohne sofortigen Widerstand anschauen kann, eine große Chance besteht, die negative Kraft zu einer positiven Quelle von Energie und Lebensqualität umzuwandeln.

Das Prinzip Aggression gehört zu unserer Schöpfung, wie jedes andere Urprinzip auch, daher kann man es nicht so leicht aus der Welt schaffen, sonst hätten wir das längst getan. Also muss es integriert werden – auf intelligente Weise.

Beispielsweise sind auch Depressionen – ebenso wie Aggressionen – Kräfte, die in falsche Bahnen gelenkt wurden. Gefährlich wird es dann, wenn sie unbewusst in die Umwelt oder gegen das eigene Innere gerichtet werden. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leidet weltweit jeder vierte Arztbesucher an psychischen Erkrankungen, und die höchsten Steigerungsraten gibt es bei jungen Menschen und überwiegend in westlichen Ländern……………………………………………………..................................................................................................

Aggressionen nicht zu leben, sei undenkbar, denn jedes Prinzip könne nur durch seinen Gegenpol neutralisiert werden.
„Lassen Sie sich wieder erregen vom Leben, seien Sie mutig und offensiv, stehen Sie zu sich, und packen Sie heiße Eisen an, anstatt zuzumachen und nicht gelebte Chancen auf der Körperbühne auszuagieren, dann werden Sie auch von Krankheitserregern weitgehend verschont bleiben“, empfiehlt Dahlke seinen Zuhörern immer wieder.

Glauben muss man das nicht, man kann sich sogar gegen positive Überraschungen vorbeugend schützen, aber Mut zum Ausprobieren könnte möglicherweise den Gegenpol des Aggressionsprinzips schon mal aktivieren.

Auszug, Nürnberger Nachrichten