Porträt + Interview


Neue Denkmodelle mit Pinsel und Gitarre

Gewöhnlich sind technische Produkte mit Bedienungsanleitungen ausgestattet. Doch in der Kunst verbietet sich jegliche Anleitung, oder? Ist real, was wir sehen, oder legen wir die Realität durch unser Sehen fest? Und dann ist es immerhin legitim, dass auch Kunstwerke über eine Konstruktionszeichnung entschlüsselbar werden.

Wolf Sakowski experimentiert seit über zehn Jahren in seinen Bilderreihen mit „Allgemeinen Anleitungen“. „Etwas Neues gibt es nicht mehr in der Kunst, wo soll es sein, im Denkprozess oder im Formalen? Alles, was entsteht, baut auf schon Vorhandenem auf“, sagt er und hat sich von geradlinigen, konventionellen Denksystemen gelöst, hinterfragt und zerlegt Bekanntes und schafft sich eigene Modelle, die als Metapher für die Welt „gebraucht“ werden.

Der Künstler sitzt bei Kaffee und Cognac im „Atelier“ im Grand Hotel, umgeben von seinen aktuellen Bildern. Unterhält man sich einige Zeit mit ihm, merkt man allmählich, dass man während des Gesprächs schon ein wenig „umgeleitet“ wird. Übliche Fragen entlarvt er schnell, und bei Wörtern, die auf Emotionen abzielen, beißt man richtig auf Granit. „Ich lebe in meinen Theorien, und die Malerei ist für mich ein offenes Denksystem mit sich ständig verändernden Parametern, das Gedanken Gestalt verleiht“, sagt Sakowski und lässt sich nicht auf einen Stil oder eine bestimmte Philosophie festlegen.

Auf Sakowskis Acrylbildern stehen zunächst konkrete Figuren, Tiere oder Gebäude als Umrisszeichnung im Zentrum. Wie in einem scheinbar logisch nachvollziehbaren System versieht er die Umrisse mit Ziffern, Piktogrammen oder Comic-Elementen. Glaubt man, gewisse Schlüsse ziehen, der Figur einen bestimmten Inhalt entnehmen zu können, ist man schon in die Denkfalle getappt. Ein Elefant ist bei Sakowski nicht eigentlich das Tier, das in der Natur vorkommt, sondern ein Modell, eine Konstruktionszeichnung, Mittel zum Zweck, höchstens ein Hilfsmittel, um ein wenig Zugang zur Denkweise des Urhebers zu bekommen.

Der Künstler studierte Malerei von 1969 bis 1974 an der Akademie der Bildenden Künste und stellt seither im Inland, in Rom, New York, Paris und Antwerpen aus…………………………

Auszug, Nürnberger Nachrichten